Das alltägliche Tabu

Die verborgene Lust und Last der Hautmanipulation.

Was ist Skin Picking Disorder bzw. Dermatillomanie?

Vor etwa 150 Jahren wurden bereits die ersten ärztlichen Aufzeichnungen darüber geführt. Die Engländer nannten es “ neurotic excoriation” und die Franzosen Acne excoriee.
In 150 Jahren wurde bis heute nur wenig geforscht. Insgesamt gibt es immer noch wenig Aufmerksamkeit für diese Störung und wenig Therapieangebote. Aber die Lage bessert sich, denn es sind wirklich viele Menschen davon betroffen! Wesentlich mehr als Sie vermuten würden! Man schätzt bis zu 5% der Bevölkerung.

So äußert sich die Störung:
Die Betroffenen “bearbeiten” täglich, eventuell stündlich oder sogar ständig in irgendeiner Form ihre Haut.
Sie tun es oft. Sie tun es immer wieder. Sie tun es, aber sie hassen es.
Sie knubbeln, quetschen, kratzen, ziehen, rubbeln, , beißen, kletzeln, poppeln, knibbeln, kauen…
Und sie können nicht damit aufhören.
Sie benutzen ihre Fingernägel, Zähne, Werkzeuge.
Sie bearbeiten die Haut, manche riechen an der Stelle, manche essen das Ergebnis. Es gibt verschiedene Ausprägungen!
Die Haut des ganzen Körpers kann malträtiert werden. Überall, wo man hinkommt. Es fließt Blut, es ist schmerzhaft, es ist unangenehm, es verletzt.

Eine häufige Variante ist die Akne excoriee - die “Kratz- Akne”:
Hierbei spielt oft das Streben nach makelloser Haut die Hauptrolle. Häufig findet man auch eine tendenziell perfektionistische Persönlichkeitsstruktur.
Penibel jeder kleinster Pickel oder auch nur Mitesser wird ausführlich, lange und vor dem Spiegel bearbeitet, täglich. Dies verursacht eine deutlich verzögerte Abheilung, Aufrechterhaltung der Entzündungen und mitunter Narben und dauerhafte Hautschäden wie Pigmentverschiebungen. Ein nicht enden wollender Kreislauf entsteht. Hier zu raten, “lass doch die Finder davon”, ist definitiv Fehl am Platz und kontraproduktiv.

Bin ich mit skin picking disorder psychisch krank?

Nun, seit einigen Jahren ist dieses Verhalten offiziell als als Störung anerkannt und klassifiziert. Sie gehört zur Gruppe der Zwangsspektrumstörungen und Impulskontrollstörungen.
Skin picking Disorder bedeutet soviel wie Haut-Kratz-Störung und Dermatillomanie Haut-Zupf-Besessenheit/Wahnsinn/ oder Begeisterung.

Die Störung liegt in unterschiedlichen Schweregraden vor!

Manchmal entsteht diese Störung einfach aus einer “bad habit” einer schlechten Angewohnheit, oft aus einer Phase die mit Juckreiz einhergeht.

Wer kann sich an den Impuls erinnern eine Kruste wegzukratzen? Vermutlich die Meisten!
Viele Freunde haben mir schon berichtet, was für ein Vergnügen und Befriedigung es Ihnen bereitet hat sich einen ordentlichen Pickel auszuquetschen!

Manche von uns lassen die Kruste aber Kruste sein und die Wunde wird zügig abheilen, andere allerdings können sich dem Zwang nicht entziehen die Kruste abzumachen und überhaupt fast alles was Unebenheiten an der Haut hervorruft weg zu kratzen.

Das Ziel ist die Unebenheit, eine Unregelmäßigkeit loszuwerden.
Dieser Impuls ist an sich nichts ungewöhnliches. Auch Tiere beispielsweise können mitunter ähnlich reagieren.

Dieser Impuls kann bei manchen Menschen anwachsen und sehr viel stärker werden. Mit der eigenen Willenskraft ist da nicht mehr dagegen anzukommen.
Sich vorzunehmen es nicht zu tun reicht nicht mehr. Aus dem Impuls und vielleicht einem Bad Habit wurde ein immer stärkerer Drang und schließlich ein handfester Zwang. Diese Entwicklung findet auf dem Boden bestimmter Persönlichkeitsstrukturen, Konstitution und/oder besonderen Biografie statt.

Sich seiner eigenen Handlungen ausgesetzt zu sein ist ein wahrlich unschöner Zustand. Die Betroffen fühlen sich unfrei. Sie schämen sich, es ist ihnen peinlich. Einerseits, dass sie es überhaupt tun, anderseits dass sie nicht fähig sind sich zu stoppen. Sie fühlen sich nicht mehr Herr/ Frau im eigenen Haus.

Die Ratschläge und Appelle der Mitmenschen die allzu oft mit Unverständnis, Abwertung und Missbilligung getränkt sind erzeugen noch mehr  Scham und Wut. Wut erzeugt Spannung.

Spannung abbauen ist aber gar nicht so einfach, und die Wahrscheinlichkeit das sie sich in diesem Fall durch Kratzen, Kauen etc wieder abbauen will und wird ist sehr hoch. Und schon haben wir einen negativen, sich selbst verstärkenden Teufelskreislauf.

Scham- und Schuldgefühle, Vereinsamung, Stigmatisierung und die Angst vor Entdeckung beeinträchtigen die gesamte Lebenssituation. Das hat weitreichende Folgen.
Wenn der Kontrollverlust am eigenes Leib das Leben massiv beeinträchtigt, werden Arbeits- und Sozialaktivitäten eingeschränkt oder ganz vermieden. Die Betroffenen fühlen sich schwach und sind nicht zuletzt aufgrund der Entzündungen gesundheitlich oft so angegriffen, dass sie vieles nicht mehr schaffen.

Vieles im Tagesgeschehen wird dramatisch eingeengt durch den mitunter exzessiven Zwang.

Manchmal geschieht die Manipulation an der Haut auch schon so automatisch, dass es unbewußt gemacht wird. Also gar nicht mehr voll wachbewußt wahrgenommen wird.
Ist die Störung manifest, formt sich der betroffene Mensch auch gesunde Hautstellen zu bedenklichen Wunden um.


Was kann man tun? Ist die Haut noch zu retten?

  • Ganzheitliches Therapie-Programm nach Guttmann

    Hypnotherapie und Hypnosearbeit, Habit reversal Musterunterbrechung, Ohrakupunktur, HRV Messung, therapeutische Aussprache, Ego States Sessions, Systembrettaufstellung…

 

Hypnosebehandlung ist ein Weg

Die inneren Verhaltensprogramme sind, wie die Betroffenen wissen festgefahren. Mit gutem Willem und guter Absicht allein erreicht man zu wenig. Meiner Erfahrung nach ist die Methode der Wahl die Hypnose Therapie. Um an die tief liegenden Schichten - dort wo die Programme geschrieben werden zügig heran zu kommen.

Das Ziel der Reise ist ein neues inneres Programm zu finden. Von Anspannug zu Entspannung. Von unfrei zu Frei. Von gefangen zu Befreit. Von verletzen zu heilen.
Es gilt heraus zu finden, was “Statt dessen” in Ihr Leben soll. Wenn der Zwang geht, was kommt statt dessen?
Der Zwang erfüllt eine Funktion. Er hat einen Platz und einen Raum. Es gilt herauszufinden, was der Mensch braucht, damit der Zwang gehen und etwas Neues entstehen kann.

Im Laufe der Hypnose-Therapie können und sollen die als zwanghaft empfundenen Impulse schwächer werden. Durch eine individualisierte Anleitung zur regelmäßigen Selbsthypnose wird der Prozess noch weiter gestützt.

Es können sich im Gehirn neue neuronale Bahnen entwickeln, und neue Erfahrung sowie neu erlebte Handlung wird möglich.
Das Vertrauen in die eigene Fähigkeiten, in das ICH wird gestärkt. Neue Erfahrung kann gelebt werden. Und neue Erfahrungen schaffen im Gehirn eine neue Wirklichkeit. Dies schafft wiederum real eine neue Wirklichkeit.

Betroffene können beginnen, über den direkten Weg des Unbewußten, über diesen “Umweg” sich selbst wieder zu spüren. Ihre grundeigenen Bedürfnisse zu erkennen.

Man darf sich eingestehen, dass der Weg zum Ziel meistens ein eher langer und ungerader ist. Der Weg aus dem Zwang in die Freiheit bedarf jeder Menge Geduld und Ausdauer . Die Ergebnisse mit Hypnotherapie sind mutmachend und vielversprechend.

 

  • Ganzheitliches Therapie-Programm nach Guttmann

    Therapie Termine: Sitzungen (zu 50 Minuten) in 2-3 Wochen Abständen empfohlen.

    Der Inhalt der Sitzung (ob Hypnose, Ohrakupunktur, HRV Messung, therapeutische Aussprache, Aufstellung,…) orientiert sich nach Angemessenheit oder Absprache.

  • Ernährung und Nahrungsergänzung
  • Anthroposophische Medikation
  • Ohr - Akupunktur (Anti-Sucht Programm)
  • HRV Herzratenvariabilitätsmessung (Ermittlung körperlichen Stresslevels)
  • Medizinische Hypnose und Hypnotherapie (mit aufrechter Kontrolle)
  • Teile Arbeit (Ego-states)
  • Bad-Habit Reversal
  • Systembrettaufstellungen
  • Anleitung zur Selbsthypnose

Skin picking Disorder gilt als eine große therapeutische Herausforderung.

Die Anzahl der notwendigen Sitzungen ist nicht vorhersehbar und ist von vielen Faktoren abhängig. Prinzipiell ist mein Programm als Kurzzeittherapie ausgerichtet.

Ich freue mich Sie auf Ihrer Heldenreise zu Ihren inneren Anteilen und Ihrem Veränderungspotenzial zu leiten und begleiten.

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Kleiner Überblick psychologische Strategien:

Hypnotherapie: Erlernen von Entspannung. Resourcenfindung, Reframing,Umformen der Handlungsimpulse. Erschaffung neuer Gedankenstrukturen.
Verhaltentherapie: Habit-Reversal-Therapie: Bewußtwerdung der Abläufe im Innen und Außen.
Emotionsbasierte Therapie: Erlernen von Emotionsregulation. Ablenkungestechniken, innere Distanzierungsbewegung, Relativierung. Reframing.
Erhöhung der Selbstakzeptanz.
(Selbst-) Beruhigung durch Berührung, Streicheln, Handauflegen.

Medizinische Hypnose Therapie kann auf allen 4 Ebenen einer (psychosomatischen) Erkrankung eingesetzt werden.
1.) körperlich
2.) subjektiv
3.) Verhaltensebene
4.) Soziale Ebene

Das Ziel umfasst weitere 2 Ebenen:
1.) den Leidensdruck zu reduzieren ( Symptomebene) und
2.) Das Erleben und Verhalten zu korrigieren ( Kausalebene)

Die gegenwärtige Wahrnehmungen und Therapien in der Fachwelt:

Betroffene haben größere Schwierigkeiten in der Regulation von Gefühlen bei verstärktem emotionalem Erleben.
Häufig wird eine Angststörung als eine Ursache angesehen oder Begleiterscheinung.
Depressive Störungen finden sich ebenso gehäuft. Nicht nur als Folge, sondern auch als Ursachenbeteiligung.
Die Handlung selbst kann dem Spannungsabbau dienen, zeigt also einen Mangel an Möglichkeiten zur Spannungsabfuhr auf.
Die Psychoanalyse wiederum sieht etwas Verdrängtes, Abgespaltenes in dem Menschen, von dem der Betroffene unbewußt durch das Symptom ablenkt wird.
Diese wahren Ursachen liegen oft sehr weit zurück, oft in problematischen und traumatischen Erfahrungen.

Erklärungsmodell auf der Symbol - Ebene:
Was will meine Haut, meine Psyche, ich selbst mir sagen, wenn ich meine Haut verletze?

Die Haut als unsere äußere Grenze zur Welt wird verletzt .
Das Erscheinungsbild, das auf subtile Weise das Befinden vermittelt, ist verletzt und damit das Erleben von Berührung, Wohlfühlen, Zärtlichkeit und Schmerz.
Bevor Betroffene mit dem Verletzen ihrer äußeren Grenze beginnen, sind schon viele innerlich verletzt, nicht selten traumatisiert.
Das spüren seines Leibes und seines Schmerzes hilft mitunter auch seine Lebendigkeit zu spüren.
Nicht zuletzt hat auch der allgegenwärtige Schönheitsidealismus und der Ruf nach Makellosigkeit seinen Anteil an dieser immer häufiger werden Psychodermatologischen Störung.